Was bedeutet starke Gesellschaft, starke Wirtschaft, starkes Ich? Welche Schwachstellen hat Corona offengelegt? Was sind die Bausteine für ein resilienteres Land? Einer davon ist Data Literacy: die Kompetenz, mit Hilfe von Daten bessere Entscheidungen zu treffen. Dieser Text gibt einen kleinen Vorgeschmack auf meinen Beitrag im RHI Zukunftsnavigator 2021.
*RHI Zukunftsnavigator 2021: In Deutschland neu denken / Randolf Rodenstock, Neşe Sevsay-Tegethoff
Randolf Rodenstock, Neşe Sevsay-Tegethoff: Das Buch “RHI Zukunftsnavigator 2021: In Deutschland neu denken” jetzt direkt im Shop beim Murmann Verlag bestellen.
Daten in der Krise
Die enorme Bedeutung von Daten und Statistik zur Unterstützung schwieriger politischer Entscheidungen zeigte sich selten so deutlich wie in der Corona-Krise. Dringend benötigen wir Handlungs- und Steuerungswissen, das sich aus einem stetigen Fluss qualitativ hochwertiger und vertrauenswürdiger Daten und Statistiken speist.
Daten seien das zentrale Mittel zur Entscheidungsfindung unter Unsicherheit, erklärte die United Nations Statistics Division schon im Jahr 2017 im Cape Town Global Action Plan for Sustainable Development: „Qualitativ hochwertige und aktuelle Daten sind von entscheidender Bedeutung, um Regierungen, internationale Organisationen, die Zivilgesellschaft, den Privatsektor und die breite Öffentlichkeit in die Lage zu versetzen, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Rechenschaftspflicht der Vertretungsorgane zu gewährleisten.“
Daten in der Krise?
Doch obgleich Daten im Zeitalter der Digitalisierung sprudeln wie das vielbeschworene „Öl des 21. Jahrhunderts“, ist noch lange nicht garantiert, dass sie auch nutzbar sind. Oftmals laufen wir Gefahr, in einem Ozean von nutzlosen Daten und deren Derivaten zu ertrinken: Daten, die aus nicht repräsentativen Erhebungen stammen; Kennzahlen und Visualisierungen, die eine scheinbare Sicherheit suggerieren, statt zum vernünftigen Umgang mit Unsicherheit zu motivieren; Analysen, die wahlweise dramatisieren oder verharmlosen, aber selten zwischen Fakten und Interpretationen differenzieren.
Gute Daten und die Kompetenz, mit ihrer Hilfe kluge Entscheidungen zu treffen, sind in einer globalisierten und digitalisierten Gesellschaft mit ihren hoch komplexen Herausforderungen unverzichtbar für nachhaltige Entwicklung und soziale Teilhabe. Um Daten in Steuerungswissen zu transformieren, müssen sie bereinigt, verknüpft, analysiert, kontextualisiert und interpretiert werden. Die dazu nötige Kompetenz ist das, was wir unter Data Literacy verstehen.
Data Literacy als Krisenkompetenz
Data Literacy ist eben nicht die Fähigkeit, durch möglichst viele Daten und möglichst komplexe Analysemethoden eine Illusion von Sicherheit zu schaffen. Die Krise lehrt schmerzlich, dass nicht jede Entscheidung durch Daten „vorausberechnet“ werden kann.
Data Literacy ist darum vielmehr die Fähigkeit, mit Unsicherheit umzugehen und die Verantwortung für Entscheidungen nicht an Daten und Algorithmen zu delegieren. Das wäre Statistical beziehungsweise Data Literacy, wie sie der englische Schriftsteller Herbert George Wells sinngemäß vor über 100 Jahren als eine der drei Kernkompetenzen des mündigen Bürgers in einer modernen technologischen Welt gefordert hat: die Fähigkeit zum vernünftigen Umgang mit Risiken und Unsicherheit.
Bausteine für die Zukunft
Im Zukunftsnavigator 2021 des Roman-Herzog-Instituts teile ich meine Gedanken, wie Data Literacy die Selbstbestimmung stärken kann. 30 starke Stimmen von klugen, visionär denkenden Frauen haben dort das Wort und beleuchten Bildung, Digitalisierung, Wirtschaft, Wohlstand, Gerechtigkeit aus unterschiedlichsten Perspektiven. Lesen lohnt sich!